Homeschooling

Einfach ein Stück weniger Isolation …

 

Klaus Zehndbauer arbeitet seit September 2012 als Studienrat im Förderschuldienst an der Bischof-Wittmann-Schule der Katholischen Jugendfürsorge in Regensburg. Die Berufsschulstufe hat einen eigenen Lehrplan, der auf ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben als Erwachsener ausgerichtet ist. Statt den klassischen Unterrichtsfächern wie Deutsch oder Mathematik gibt es Fächer wie Beruf und Arbeit, Freizeit, Wohnen oder auch Mobilität. Dies sind alles praxisorientierte Fächer und die Unterrichtsmethoden sind deshalb auch sehr praxisorientiert.

Im Fach Freizeit besucht Klaus Zehndbauer mit seinen Schülerinnen und Schülern „normalerweise“ gerne Freizeiteinrichtungen. Sie gehen zum Beispiel zum Bowling, in Restaurants oder auch ins Kino. Um dort hinzukommen, nehmen sie den ÖPNV. Das alles planen die Schülerinnen und Schüler so weit wie möglich alleine. Doch all das war auf einmal nicht mehr möglich … Entmutigen ließ sich der Studienrat dadurch nicht und suchte nach passenden Lösungen auch während der Corona-Krise.

 

 

Klaus Zehndbauer, 2.Sonderschulkonrektor,

„Zu Beginn war es natürlich wichtig, die Infrastruktur aufzubauen. Auch der praxisorientierte Unterricht musste umgestellt werden. Ich habe Wochenpläne gemacht und auf Übungen im Bereich der Kulturtechniken zurückgegriffen. Allerdings war mir der Kontakt lediglich über E-Mail oder Messenger-Dienste nicht genug. Ich hielt es für wichtig, für die Schülerschaft noch mehr präsent zu sein und habe mich deshalb dazu entschieden, kleine Filme zu produzieren und in einem geschlossenen Kanal auf YouTube zur Verfügung zu stellen. Bis dies alles ins Laufen gekommen ist, ich eingearbeitet war, verging eine gute Woche. Danach habe ich zu unterschiedlichen Themen Erläuterungen und Tipps auf YouTube veröffentlicht. Schließlich bin ich auch auf die Möglichkeit von Online-Meetings gekommen und habe dies sofort als Möglichkeit begriffen, mit den Schülerinnen und Schülern intensiver in Kontakt zu treten. Bald darauf haben wir begonnen, täglich eine Konferenz von 30 bis 60 Minuten abzuhalten, in denen alle die Möglichkeit hatten, ihre Arbeiten zu präsentieren und von den Erlebnissen des Tages zu berichten. Teilweise habe ich am Vortag ein Thema für den nächsten Tag vorgegeben, über das wir dann gesprochen haben. Zum Beispiel konnte jeder einmal sein aktuelles Lieblingslied vorstellen oder von der Serie oder dem Film, den er sich am Abend zuvor angesehen hatte, berichten.

Ich kann mich gut an meine Gefühle nach dem ersten gelungenen Meeting erinnern. Es tat sehr gut, die Gesichter zu sehen und die Stimmen zu hören. Es war einfach ein Stück weniger Isolation.

 

Wir haben begonnen, uns über Videokonferenzen auszutauschen

Auch im Kollegium der Berufsschulstufe haben wir begonnen, uns über Videokonferenzen auszutauschen. Wir haben uns gegenseitig Material für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt und konnten ihnen dies an die Hand geben. Die Berufsschulstufe arbeitet von je her sehr klassenübergreifend. So haben wir beispielsweise einmal in der Woche eine Schülerkonferenz, bei der sich die gesamte Stufe für 45 Minuten trifft und sich über die kommende Woche abstimmt oder über verschiedene Dinge informiert.

Trotz all dieser Möglichkeiten erreichen wir leider nicht alle unserer Schülerinnen und Schüler. Aus unterschiedlichen Gründen können sie nicht an den Konferenzen teilnehmen. Gerade bei der Förderung unserer intensiv mehrfach behinderten Jugendlichen sind uns im Moment doch sehr die Hände gebunden. Mehr als den Eltern Tipps an die Hand zu geben ist uns nur schwer möglich.

Doch wir lernen dazu. Wir lernen besser mit digitalen Medien umzugehen und sie für unsere Bedürfnisse einzusetzen. Sicher können wir mit Videokonferenzen oder Chats nicht den direkten sozialen Kontakt ersetzen. Aber wir machen einen guten Schritt vorwärts in Richtung digitalisierter und individualisierter Lehre.“


Text: Klaus Zehndbauer / Olga Arnstein
Bild: Klaus Zehndbauer